Praha | Prag
Der Vorsitzende des Tschechoslowakischen Werkbunds, Architekt Pavel Janák, entwarf ab 1928 mehrere städtebauliche Gestaltungsvarianten für eine Siedlung des Werkbunds am Stadtrand. Umgesetzt wurde ein System von vier Parallelstraßen entlang der Höhenschichtlinien mit schachbrettartig bebauten Parzellen, welche die Privatsphäre wahren und einen einzigartigen Ausblick auf die Stadt ermöglichen sollten.
Es entstand privates Residenzwohnen für die obere Mittelschicht in separaten Familienhäusern ohne sozialen Aspekt und vielfältige Gebäudetypologie. Ein Versuch, die letzte Parzellenreihe mit Werken eines Studentenwettbewerbs zu bebauen, scheiterte. Aufgrund der Wirtschaftskrise 1933/34 wurden weitere Ideen, z. B. für ein Atelierhaus, ein Sportpavillon und ein Cafépavillon, nicht umgesetzt.
Insgesamt entstanden in den Jahren 1932-1936 33 Gebäude, davon zwanzig im Laufe der Ausstellung im Herbst 1932. Die Baba-Siedlung ist ein wertvolles Beispiel der Zwischenkriegsarchitektur, insbesondere im Hinblick auf den Sinn für Verhältnismäßigkeit und städtebauliche und landschaftliche Gestaltung. Im Gegensatz zu anderen Werkbundsiedlungen wurden die Häuser nicht als „Manifeste“ erbaut, sondern basierten auf dem Dialog zwischen Architekten und Bauherren.
Gerade deshalb hatte die Baba-Siedlung einen enormen Einfluss auf die Ideenverbreitung des Funktionalismus im Wohnsektor, und das nicht nur in der Tschechoslowakei, sondern auch international (Rumänien, Jugoslawien, Skandinavien). Alle Häuser sind bis in die Gegenwart erhalten, befinden sich in Privateigentum und sind seit 1993 denkmalgeschützt.